„Üblicherweise wird die Binnenfischerei in Deutschland durch Mindestmaße und Schonzeiten reguliert.
Zunehmende Beachtung findet in den vergangenen Jahren auch eine zusätzliche Anwendung von Höchstmaßen,
bei denen neben kleinen Fischen, die die Geschlechtsreife noch nicht erreicht haben,
auch die besonders großen Tiere zurückgesetzt werden müssen, wodurch ein sogenanntes
Entnahmefenster entsteht. (….)
Basierend auf einer Vielzahl aktueller Studien kann geschlussfolgert werden,
dass sich die Schonung großer Laichtiere positiv und stabilisierend auf
befischte Bestände auswirkt. Das Entnahmefenster ist ein geeignetes Instrument um die fischereiliche Sterblichkeit
großer Fische stark zu reduzieren und eine natürliche Alterszusammensetzungin den Beständen zu erreichen.
Mehrere Studien am Beispiel heimischer Fischarten wie Hecht und Zander
haben dies in den vergangenen Jahren sowohl theoretisch als auch empirisch
nachgewiesen, sodass die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf norddeutsche Gewässer gegeben ist.“
(Quelle: Dr. Thomas Klefoth)
Für ein Entnahmefenster Hecht spricht:
1. Große Tiere investieren ihre Überschussenergie vorrangig in die Produktion von Eiern und nicht in das Wachstum und tragen dadurch wesentlich zum Bestandserhalt bei.
2. Mit steigendem Körpergewicht der Fische steigen Eimengen, Eivolumen und Energiegehalte je Ei überproportional an.
3. Die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungtiere hängt entscheidend von der Eigröße und zu einem geringeren Grad auch von den Energiereserven der Muttertiere ab.
4. Die Laichaktivität der heimischen Fischarten erstreckt sich üblicherweise über mehrere Wochen, wodurch sichergestellt wird, dass zumindest ein Teil der Larven zu einem Zeitpunkt schlüpft, der gute Nahrungs- und Überlebensbedingungen sicherstellt. Diese Überlebensstrategie der Fische wird allerdings durch eine hohe Entnahme großer Tiere im Bestand unterlaufen, da verschiedene Größenklassen der Fische zu unterschiedlichen Zeitpunkten laichen und sich die Dauer der Laichzeit um bis zu 50 % reduzieren kann wenn der Fischstand deutlich verjüngt ist.
5. Weibliche große Hechte mit hohen Wachstumsraten produzieren schneller wachsende Nachkommen. Der Effekt hoher Wachstumsraten scheint somit vom Elterntier auf die Nachkommen übertragen zu werden.
6. Alte und große Fische steigern ihren Fortpflanzungserfolg auch durch gezielte Habitatwahl und dadurch, dass ihre erhöhten Konkurrenzfähigkeiten es ihnen ermöglichen, bessere Laichplätze zu erhalten.
Ergebnis: Die anglerische Entnahme großer Fische wirkt sich negativ auf den Bestandserhalt aus.
Quelle: Studie für den Hamburger Senat, Dr. Thomas Klefoth, Wissenschaftliche Nachweise zu den Effekten eines Entnahmefensters, Hannover 2017.
Vergleiche auch die Ausführungen auf youtube: https://www.youtube.com/watch?v=h9APbJt4Jjw